Ergebnisse der 3. Rolli-Tour durch Ganderkesee- Bookholzberg Bericht des Vorstandes

Am  15. September 2023 hatte der  A.S.G. e.V. zum dritten Mal eine Rolli-Tour als „Perspektivwechsel“ durch die Gemeinde Ganderkesee- diesmal im Ortsteil Bookholzberg eingeladen. So haben die sechs Teilnehmer:innen aus dem Seniorenbeirat, der Verwaltung und der Politik nach einer kleinen Einführung zur Handhabung der Rollstühle, eine freundliche Ausleihe des Sanitätshauses Gandermed, in 1,5 Stunden neun Stationen angefahren, die sie mit Hilfe eines Fragebogens mit Blick auf die Barrierefreiheit (Sehen, Bewegung, Hören) begutachten sollten.

 

Im Ergebnis konnten die Teilnehmer:innen gut durchdachte barrierefreie Stationen erleben! So verfügen die Geschäfte in Bookholzberg über eine stufenfreie Erreichbarkeit, ausreichend Behinderten-Parkplätze und Querungshilfen über die Stedinger Straße mit herabgesetzten Bürgersteigen auch für Menschen mit Sehbehinderung und Blindenleitstock.  Der in den Geschäftsstraßen inoffiziell geführte Blindenleitweg verfügt allerdings nicht über die genormten Gehwegplatten und kann leicht übersehen werden.

In zwei Bäckereien mit anteiligem Café und in der Gemeindebücherei gibt es zudem barrierefreie und moderne Behinderten-WCs. In der Apotheke werden Klappstühle und eine Bank für Menschen, die nicht lange stehen können, angeboten. Die Theke bot hier gar eine Halterung für Gehhilfen an, damit diese nicht wegrutschen, wenn der Einkauf bezahlt und eingepackt werden soll. Jedes Regal war mit Rollstuhl erreichbar. Niedrige Bedienungspulte ermöglichen Menschen im Rollstuhl oder kleinen Menschen wohltuend die Bezahlung in Augenhöhe. In den Bäckereien wird auch die Ware in Augenhöhe für kleine Menschen angeboten. Zu „meckern“ gab es somit auf der Rolli-Tour eher wenig – dennoch gab es einige Hindernisse bzw. Barrieren, die zukünftig verhindert bzw. geändert werden sollten: in einer Bankfiliale hing der Briefkasten für den Einwurf von Überweisungen so hoch, dass der Einwurf für kleine Menschen und Rollstuhlfahrer:innen unmöglich war.  Hier wird ein Herabsetzen des Briefkastens empfohlen. Leider war auch die Bedienung der Geldautomaten mit einem „normalen“Rollstuhl zwar möglich, wünschenswert wären hier jedoch unterfahrbare und herabgesetzte Bedienungstastaturen und eine herabgesetzte Ausgabe für die Geldentnahme. Die Sichtschutze zwischen den Geldautomaten verhindern die Nutzung durch Elektromobile, die über ein Lenkrad verfügen. Diese benötigen aufgrund ihrer Breite und Länge einen wesentlich größeren Bewegungsraum vor den Automaten, welcher durch die Sichtschutze jedoch verhindert wird.

Bei Inkoop lagen barrierefreie und ausreichend große Zwischenräume zwischen den Regalen vor – dennoch sei hier der Hinweis erlaubt, auf weiteres Aufstellen Aktionswaren in diesen Zwischenräumen zu verzichten, um die Barrierefreiheit tatsächlich auch im Alltag sicher zu stellen. Die bestehenden zwei Behinderten-Parkplätze auf dem großen Parkplatz waren nicht erkennbar, da die Hinweisschilder mit Efeu überwuchert sind. Weshalb die Behindertenparkplätze nicht näher zu den Eingängen der Supermärkte aldi und inkoop gelegt worden sind, konnte nicht beantwortet werden. Was jeder Meter für Rollstuhlfahrer ohne Elektroantrieb zählt, konnten die Teilnehmer:innen bereits in der ersten halben Stunde feststellen. Die Anstrengung muss erlebt werden, damit eine Bagatellisierung von vornherein entfällt!

Behinderten-WC s konnten leider ausgerechnet in der Gastronomie nicht vorgefunden werden. Hier gibt es definitiv noch Handlungsbedarf – eine Nutzung auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Bäckereien oder in der Gemeindebücherei wäre an die Öffnungszeiten dieser gebunden. Dem Gast mit Behinderung die Einnahme von Mahlzeiten anzubieten, aber ihm kein barrierefreies Behinderten-WC anbieten zu können, sollte auch in Bestandsbauten der Vergangenheit angehören. In Neubauten sind sie glücklicherweise mittlerweile Pflicht.

Sofern automatische Türdrücker für das Öffnen von Türen fehlen, müssen Rollstuhlfahrer zeitgleich den Rollstuhl rückwärts richten und die Tür öffnen. Welch Plackerei! Automatiktüren wären eine gut investierte Alternativen für Alle.

Besonders erfreulich für Menschen mit Hörbehinderung ist die deutliche Sichtbarkeit eines Symbols mit einem durchgestrichenen Ohr bereits an der Eingangstür der freien Kirche. Dies bedeutet, dass in der hier eine Induktionsanlage für Hörgeräteträger vorliege. Hier kann der Hörgeräteträger ohne Nebengeräusche und über die Direktübertragung durch ein Mikrofon den Redebeiträgen des Gottesdienstes folgen.

Zusammengefasst wünscht sich der ASG die Beachtung der Bedarfe für Menschen mit Behinderung, kleine Menschen, Menschen, die zeitweilige an Krücken laufen müssen, einen Koffer oder Einkaufsroller mit sich ziehen und überhaupt – für jeden Menschen die Erleichterung, im Alltag keine Barrieren vorzufinden. Gerne bietet der ASG unter info@asg-ganderkesee.de bei Sanierungsmaßnahmen Beratung an, um schwerwiegende Fehler von vornherein zu vermeiden und Angebote in der Öffentlichkeit zukünftig angenehm zu verbessern.

Nach der Rolli-Tour erhielten die Organisatoren bei Kaffee und Kuchen ein dickes Danke-schön für die intensiven Erfahrungen und Impulse des erlebten Perspektivwechsels.

 

Verantwortlich Text und Fotos: Sabine Bretzke

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